In Jira können benutzerdefinierte Felder (Custom Fields)
verwendet werden, um Vorgänge projektspezifisch oder organisationsweit
um zusätzliche Informationen zu erweitern. Sie ermöglichen eine flexible
Anpassung der Vorgangsmasken an individuelle Prozesse und
Informationsbedarfe.
Standardfelder wie Zusammenfassung, Beschreibung
oder Status reichen in vielen Fällen nicht aus, um alle
relevanten Informationen eines Vorgangs zu erfassen. Mit Custom Fields
lassen sich projektspezifische Eigenschaften wie „Kunde“,
„Prioritätscode“, „Abnahmedatum“ oder „Verantwortlicher Fachbereich“
hinzufügen.
Typische Einsatzszenarien:
Erfassung projektspezifischer Metadaten
Filterung und Sortierung nach individuellen Kriterien
Steuerung von Prozessen per Automation oder
Workflow-Bedingungen
Reporting und Auswertung über Jira Query Language (JQL)
22.2 Feldtypen
Jira bietet eine Vielzahl an Feldtypen für Custom Fields,
darunter:
Textfelder (einzeilig, mehrzeilig)
Auswahllisten (einfach oder mehrfach)
Datum/Zeit-Felder
Zahl- oder Prozentfelder
Benutzer- und Gruppenfelder
Checkboxen, Radiobuttons
Felder für Projektverknüpfungen, URLs, Versionen,
Komponenten
Plugins und Apps wie ScriptRunner oder ProForma
erweitern die verfügbaren Typen erheblich.
22.3 Verwaltung von Custom
Fields
22.3.1 Erstellen eines Custom
Fields
Administration → Issues
Im Bereich Fields → Custom Fields
Add Custom Field auswählen
Feldtyp wählen → Next
Namen und Beschreibung vergeben
Optional: Standardkonfiguration vornehmen
Auswahl der Screens, auf denen das Feld erscheinen soll →
Create
22.3.2 Bearbeiten eines Custom
Fields
In der Liste Custom Fields das gewünschte Feld →
Configure
Optionen wie Beschreibung, Konfiguration, Optionen (bei
Auswahlfeldern) anpassen
Ggf. Feldkontext ändern (s.u.)
22.3.3 Löschen eines Custom
Fields
Custom Fields → Delete beim gewünschten Feld
Bestätigung notwendig
Hinweis: Alle Daten in diesem Feld gehen unwiderruflich
verloren
22.4 Feldkontexte
Custom Fields können mit einem oder mehreren Projekten und Issue
Types verknüpft werden. Diese Kontexte bestimmen:
Wo das Feld sichtbar ist
Welche Werte auswählbar sind (z. B. Optionen in einer
Select-Liste)
Ein Kontext kann auf ein einzelnes Projekt oder global wirken.
Kontextspezifische Konfigurationen erlauben es, dass ein Feld je nach
Projekt unterschiedliche Werte oder Sichtbarkeiten hat.
Beispiel:
Projekt A: Auswahlfeld „Kunde“ mit den Optionen A1, A2, A3
Projekt B: dasselbe Feld, aber mit Optionen B1, B2, B3
22.5 Performance-Überlegungen
Eine große Anzahl ungenutzter oder falsch konfigurierter Custom
Fields kann zu Performance-Problemen führen:
Verlangsamung der Indexierung
Beeinträchtigung bei JQL-Suchen
Komplexe Workflows durch überladenes Feldlayout
Empfehlungen:
Reduzierung der Felder durch Kontexte
Vermeidung globaler Felder, wenn nicht nötig
Regelmäßige Prüfung auf nicht verwendete Felder
22.6 Felder und Screens
Custom Fields müssen einem oder mehreren Screens zugewiesen werden,
um sichtbar und editierbar zu sein. Ein Feld ohne Screen-Zuweisung ist
zwar technisch vorhanden, aber nicht nutzbar.
Typische Screens:
Create Issue Screen
Edit Issue Screen
View Issue Screen
22.7 Einschränkungen und Best
Practices
Einige Feldtypen (z. B. Cascading Select) sind nicht in allen
Kontexten vollständig nutzbar
Feldnamen sollten eindeutig und sprechend gewählt werden
IDs von Custom Fields sind systemintern und können nicht geändert
werden
Namensänderungen haben keine Auswirkung auf JQL-Referenzen (diese
verwenden customfield_xxxxx)
22.8 Sichtbarkeit und
Bearbeitbarkeit von Custom Fields – Berechtigungsaspekte
22.8.1 Screen-Zuweisung als
Sichtbarkeitsfilter
Ein Custom Field ist nur sichtbar und nutzbar, wenn es einem oder
mehreren Screens zugewiesen wurde:
Create Issue Screen: Sichtbar beim Anlegen eines
Vorgangs
Edit Issue Screen: Sichtbar beim Bearbeiten
View Issue Screen: Sichtbar bei der Anzeige
Wichtig: Fehlt die Zuweisung, ist das Feld für
Benutzer unsichtbar – auch wenn es existiert.
22.8.2 Feldkontexte zur
Einschränkung auf Projekte und Issue Types
Über Field Contexts lässt sich festlegen:
In welchen Projekten ein Feld überhaupt zur Verfügung steht
Für welche Issue Types es gilt
Ein Feld, das keinem Kontext entspricht, wird nicht angezeigt – auch
dies wirkt wie eine Zugriffssteuerung.
22.8.3 Feldkonfigurationen mit
*Field Configuration Schemes
Hier lässt sich steuern:
Ob ein Feld required (Pflichtfeld) ist
Ob ein Feld hidden (versteckt) ist
Ob ein Feld read-only ist
Diese Konfigurationen gelten projekt- und issuetype-spezifisch und
ermöglichen somit gezielte Einschränkungen.
Beispiel:
Ein Feld „Abnahmedatum“ ist im Projekt A sichtbar und
bearbeitbar
Im Projekt B ist es ausgeblendet (hidden)
22.8.4 Workflow-abhängige
Einschränkungen
Über Conditions in Workflows kann die Bearbeitbarkeit einzelner
Felder indirekt eingeschränkt werden:
Transition Screens enthalten definierte Felder
Conditions steuern, ob eine Transition – und damit das Feld –
überhaupt sichtbar ist (z. B. nur für bestimmte Gruppen oder
Rollen)
22.8.5 Globale Berechtigungen und
Projektrollen
Die Anzeige von Feldern wird nicht direkt durch
Permission Schemes gesteuert. Aber:
Wenn ein Benutzer keine Berechtigung zum Bearbeiten eines Vorgangs
hat, kann er auch kein Custom Field darin bearbeiten
Felder, die in Workflows oder Automatisierungen verwendet werden,
können Einschränkungen enthalten, z. B. nur Benutzer in Rolle
„Fachbereich“ darf Feld X bearbeiten